Pressekritik der Langener Zeitung vom 24.10.2011:

Langen – Kleine Schachtel – große Wirkung: In der Kriminalkomödie „Rohdiamanten“ sorgt ein Pralinenpräsent für mächtig Furore und fünf schlagfertige Frauen müssen sich gegen die Mafia behaupten. Von Sina Gebhardt

Die LKG-Theatergruppe brachte das Stück des Holländers Peter van den Bijllaardts vergangenen Freitag auf die Stadthallenbühne und lockte damit zahlreiche Besucher an.

Marion Sturm (Monika Sallwey) ist gerade erst in ihre neue Wohnung eingezogen, doch zum Auspacken bleibt der frisch Geschiedenen keine Zeit. Denn nicht nur ihre aufdringlichen Nachbarinnen Petra (Heidi Staubach), Sabine (Tatiana Herth) und Christel (Dagmar Schneider) stehen schon auf der Matte, sondern ebenso eine Lieferung mit Diamanten – hübsch verpackt in einer Pralinenschachtel. Schnell wird klar, dass diese eigentlich für Vormieterin Dolores (Carolin Metzger) bestimmt waren, die Kontakte zu einer Verbrecherbande pflegt. Binnen kürzester Zeit sieht sich Marion mit inkompetenten Einbrechern, Mafiaboss Mr. X (Fred Laloi) und dessen dümmlichem Neffen Jack (Felix Fischer) konfrontiert, doch plötzlich ist das Diebesgut verschwunden und das Chaos vollkommen.

Es ist ein Stück mit viel Frauenpower und wenig Männermacht, denn hier gibt das vermeintlich schwache Geschlecht den Ton an. Die vier Hausbewohnerinnen lassen sich weder von Pistolen noch Messern einschüchtern und beweisen im Angesicht der Gefahr einen kühlen Kopf. Gerade Monika Sallwey als Protagonistin Marion legt im Umgang mit den Ganoven Souveränität an den Tag: Da wird schon mal der nächtliche Einbrecher links liegen gelassen, weil das Teewasser kocht. Und auch Felix Fischer alias Jack kann ein Lied von der Tatkraft der Damen singen, denn er muss an diesem Abend ganz schön einstecken: Ob mit dem Teekessel niedergeschlagen oder Ohrfeigen kassierend – da wird nicht widerstandslos aufgegeben.

Neben der liebevoll detaillierten Bühnengestaltung sticht besonders Fred Lalois Kostüm ins Auge. Mit Nadelstreifen, schwarzem Ledermantel, Hut und Geigenkoffer verkörpert er als Oberhaupt der Gangsterbande den Vorzeige-Mafioso. Doch selbst er hat einen schweren Stand: Niedergeschossen vom eigenen Neffen und nur dank eines silbernen Zigarettenetuis unversehrt gilt hier die Devise: „Rauchen kann Leben retten.“ Weitere Verletzungen bleiben glücklicherweise aus, auch wenn sich die skurrile Christel vermeintlich den Knöchel gebrochen hat und zur Erheiterung der Zuschauer ins Publikum ruft: „ Ich brauche einen Arzt! Ist vielleicht Dr. Drömer hier?“ Doch den Höhepunkt der Vorstellung liefert Heidi Staubach, die als Petra zu tief ins Cherryglas geschaut hat und schließlich betrunken vom Sofa rutscht. Nach mehr als zwei Stunden löst sich das Geschehen mit einer unerwarteten Wendung in Wohlgefallen auf: Die Figuren um Marion geben sich als Kriminalbeamte zu erkennen, die sie nach dem erfolgreich bestandenen Test in ihr Team aufnehmen wollen.

Zum 20. Mal unterhält die LKG-Theatergruppe nun schon das Langener Publikum, doch es ist eine Premiere, dass sie diesmal kein Lustspiel, sondern eine Kriminalkomödie auf die Bühne bringt. „Wir wollten mal etwas Neues ausprobieren und für Abwechslung sorgen“, so Alexander Lorke, der zweite Vorsitzende der LKG. Zu bemängeln sind lediglich das abrupte, wenig plausibel erscheinende Ende und die Dauer des Vierakters mit teils langatmigen, schleppenden Passagen.

Krimikomödie: Diamonds are a girls best friend
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